Hier wurde eine Vitrine über den in Homberg geborenen Hans Staden (1525 bis 1576) eingerichtet. Sein Reisebericht über Brasilien „Wahrhaftige Historia“ erschien 1557 und wurde weltweit zum Bestseller. In Deutschland geriet das Buch in Vergessenheit, bis es in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Renaissance erlebte. Das Buch ist bis heute eine wichtige Quelle für die Geschichte Brasiliens (Anm. 3).
Weiter gehen wir in den Apotheker- und Ärzteraum:
Hier werden Geräte und Bilder der ehemaligen „Engelapotheke“ am Marktplatz (heute: Haus der Geschichte) gezeigt. Viele Ausstellungs-
stücke stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Bemerkenswert sind eine Kräutermühle sowie ein Destillierofen. Außerdem liegen in den Schränken Instrumente einer Arztpraxis der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts.
Der Rundgang führt uns nun in den Raum der
Reformation:
Zweimal ist Homberg aus seiner kleinbürgerlich verträumten Enge herausgetreten und Teil der großen Geschichte geworden. Einmal beim Dörnberg´schen Aufstand, auf den wir später noch bei unserem Rundgang stoßen werden, sowie anlässlich der Homberger Synode von 1526, die hier in diesem Raum mit anderen Schriften und Personen vorgestellt werden. Einige Dokumente liegen in einer Mappe in Normalschrift zur Einsicht bereit.
Voraussetzung für die Einführung der Reformation in Hessen und damit der Synode von 1526 in Homberg war der Reichstagsabschied (= Beschluss) zu Speyer im Sommer 1526, in dem Kaiser Karl V. den Landesfürsten freie Hand bei der Wahl der Konfessionen gewährte.
Dominierende Persönlichkeit bei Vorbereitung, Verlauf und Ergebnis der Synode war inhaltlich der ehemalige Franziskanermönch Lambert von Avignon, der in Homberg auch die Kirchengüter zur Disposition stellte.
Das Ergebnis der Synode war: Bildung eines Ausschusses mit dem Auftrage, eine reformierte Kirchenordnung für die Landgrafschaft Hessen auszuarbeiten. Dieser Ausschuss arbeitete bis Dezember 1526 und legte eine „Reformatio ecclesiarum Hassiae“ vor. Diese Kirchenordnung wurde zwar von Philipp (und auch Luther) aus politischen Gründen in Hessen nicht wirksam, hat aber in Gesamtdeutschland und Teilen Europas einen gewissen Einfluss ausgeübt.
Die Absicht, in Hessen generell die Reformation einzuführen und die Gründung der Universität Marburg blieb bestehen. Auch die Auflösung der Klöster lag im Interesse des Landgrafen und wurde durchgeführt.
Lambert von Avignon soll während seines Homberg-Aufenthaltes im Hospiz des Klosters St. Georg übernachtet haben. Sein großer Gegenspieler in den Verhandlungen der Synode war auf katholischer Seite Nikolaus Ferber.
Wir sehen uns nun das Foto des historistischen Glasfensters der Marienkirche auf der rechten Seite an: Es stellt eine Szene aus den Verhandlungen dar.
Oben thront Landgraf Philipp der Großmütige,
unten links: Franz Lambert, Wortführer der Protestanten,
unten rechts: Nikolaus Ferber, Verteidiger des katholischen Standpunkts.
Näheres über beide ist in den Anm. 4 und 5zu erfahren.